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Die Mandeloperation

Ich saß auf einem Stuhl mit Armlehnen im Stadtkrankenhaus. Hellwach, keine Narkose. Meine Unterarme waren beidseitig mehrfach angeschnallt, auch der Oberkörper war fixiert. Mein Kopf war mit einer Art Stirnband zurück gebunden, mein Mund mit einer Sperre schmerzhaft weit aufgerissen, die Lippen waren am Vertrocknen und Reißen, weil die niemand befeuchtete. Mit meiner Zunge kam ich nicht an die Lippen heran, denn die Zunge war mit einer Klemme aus dem Mund nach unten gezogen und ebenfalls fixiert. Ich konnte deshalb auch nicht mehr sprechen. Lediglich unverständliche Laute konnte ich noch von mir geben.
 
Nun kam ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt und verpasste mir mit einer 30 cm langen Spritze in jede Mandel - zweimal je Mandel - eine örtliche Betäubung. Er wartete noch eins, zwei Minuten; dann nahm er einen "scharfen Löffel" mit einem langen Stiel und schnitt damit aus meinem lebendigen Leib die Mandeln heraus, so, wie einer Eis löffelt.
 
Auf dieser Schlachtbank verlor ich sehr viel Blut, welches heiß in meine Lunge hinab strömte. Ich bekam keine Luft mehr, musste das Blut heraus husten, drohte bei jedem Einatemzug zu ersticken, hatte Todesangst, das Blut strömte unaufhörlich nach. Ich begann zu röcheln. Mit letzter Kraft gelang es mir, eine Ansammlung von Blut aus der Lunge nach oben heraus zu husten. Meinen Kopf konnte ich ja nicht bewegen, und sagen konnte ich ja auch nichts. Das war der absolute Horror pur !
 
In diesem Moment schrie mich die ältere, assistierende Krankenschwester an mit genau diesen Worten, die mir noch heute in den Ohren klingen und die ich nie vergessen kann:
 
"Reissen Sie sich zusammen! Spucken Sie den Herrn Doktor nicht so an!"
 
Ich bin wirklich gerade am Verrecken, kämpfe um mein Leben, und dann soll ich mich dabei auch noch benehmen? Hätte ja nur noch gefehlt, dass diese herzlose Nazikuh noch zu mir gesagt hätte: "Sterben Sie gefälligst anständig und bleiben Sie ruhig!"
 
Wenn ich daran denke - ich könnte diese Frau heute noch eigenhändig erwürgen ! Ich wüsste sogar, was ich dabei zu der sagen würde: "Sterben Sie gefälligst anständig! Und bleiben Sie gefälligst ruhig! Röcheln Sie mich nicht so an!"
 
PS.: Die Ursache für diese Mandeloperation lag ein paar Jahre zurück. So wurde ich einst mit einer Polio-Schluckimpfung beschädigt. Mein Körper hat das nicht vertragen! Ich hatte anschließend mehrere Jahre zunehmend dicke vereiterte Mandeln, wo ich jeden Morgen mit dem Stil der Zahnbürste fette Stippen von hartem Eiter aus großen Kraterlöchern in den Mandeln auf beiden Seiten heraus drückte, so lange, bis es nicht mehr so bleiben konnte und die Mandeln operativ entfernt werden mußten. Es war einfach eklig.